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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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16.5.2024: akustisch

„Ich habs erst gar nicht verstanden“, murmelte Hellen und schlang die Arme ineinander.

„Also akustisch schon, dafür war er ja laut genug, aber dass er das wirklich von mir denken konnte...“, sie schüttelte den Kopf und dachte an diesen verhängnisvollen Nachmittag vor wenigen Tagen. Erst hatte sie von Bens wahren Beweggründen für ihre Freundschaft erfahren und einen heftigen Streit mit ihm gehabt. Dann war sie stundenlang durch die Stadt gelaufen; erst nur strammen Schrittes, dann immer schneller, als hätte sie damit der Enttäuschung und ihrem Gefühlschaos davonlaufen können. Irgendwann war sie vor ihrer Wohnung zu stehen gekommen und nach der unfreiwilligen Sporteinheit schnurstracks unter die Dusche gegangen, um sich wenigstens in ihrem Körper wieder wohl zu fühlen, wenn ihr Kopf mit dem Schmerzen und Grübeln schon nicht aufhören wollte.

„Ich hab gar nicht gehört, dass Richard nach hause gekommen war. Als ich aus dem Bad kam, saß er auf der Couch und hielt mein Smartphone in der Hand. Das hab ich gar nicht sofort gemerkt; ich dachte, das wäre sein eigenes gewesen, aber als ich ihn ansprach, reagierte er gar nicht und starrte nur auf dieses blöde Teil“, sprach sie weiter und wurde mit jedem Wort leiser. Ihr Blick wurde trübe und Ben und Jenny waren unsicher, ob Hellen sie überhaupt noch wahrnahm oder viel zu sehr in Gedanken versank, während sie die Erlebnisse trotzdem noch in Worte fasste. Wie sie Richard darauf angesprochen hatte, was er mit ihrem Handy machte und wie dieser dann langsam den Blick zu ihr gehoben hatte; hasserfüllt und äußerlich ruhig, während es in ihm tobte. Diese Ader an seinem Hals, die sie früher kaum bemerkt hatte und die seit einigen Wochen immer öfter hervorgetreten war. Auch dieses Mal hatte sie sie wieder deutlich pulsieren sehen können. Und im nächsten Moment war es auch schon aus ihm herausgeplatzt.

„Er meinte, ich hätte ihn verarscht und betrogen. Dass ich ein billiges Flittchen und eine Schlampe wäre und er sich das nicht bieten lassen würde“.

Auch jetzt noch zuckte Hellen beim Gedanken daran zusammen, wie ihr Handy an der Wohnzimmerwand zerschellt war. Wie von der Tarantel gestochen war er aufgesprungen, hatte sie angeschrien, ihr Vorwürfe gemacht, deren Bestätigung er in Bens Nummer und den kurzen Chatnachrichten zwischen dem angeblichen Nebenbuhler und seiner Freundin gesehen hatte.

„Ich hab ihm zigmal gesagt, dass er sich irrt, aber er hat mir nicht geglaubt. Scheinbar hat auch ein Mitarbeiter oder Geschäftskontakt von ihm uns mal gesehen und ihn dann drauf angesprochen. Er fühlte sich regelrecht von mir vorgeführt. Als würde ich ihn vor der gesamten Stadt bloßstellen wollen“, murmelte Hellen und rieb sich das Gesicht.

„Er hat sich zwar in der letzten Zeit öfter mal aufgeregt, wenn in der Firma irgendwas nicht so lief, wie er sich das vorstellte, aber so wütend hab ich ihn noch nie gesehen“, strich sie sich über die Oberarme und schloss für einen Moment die Augen. Da waren sie wieder, die wüsten Beschimpfungen in ihren Ohren und seit zorniges Gesicht, die weit aufgerissenen Augen, die Spucke, die bei jedem Wort aus seinem Mund spritzte. Er wollte sie nicht einfach nur aus der Wohnung schmeißen, er wollte für diese angebliche Schmach ihr Leben zerstören. Nichts sollte ihr bleiben; so, wie er ihr alles gegeben hatte, konnte er ihr auch alles wieder nehmen.

„Er hat mir gerade mal fünf Minuten gelassen, um ein paar Sachen zu packen und mir meine Geldbörse weggenommen. Den Perso und die Krankenkassenkarte hat er mir vor die Füße geworfen, aber selbst die Stempelkarte vom Bäcker hat er behalten“, räusperte sie sich und presste die Lippen aufeinander. Ben starrte sie fassungslos an, dann wandte er den Blick zu Jenny und schien das Gehörte erst zu begreifen, als diese bestätigend nickte.

„Aber er hat dir nicht… also… er ist aber nicht handgreiflich geworden, oder?“, fiel es ihm schwer, die Frage auszusprechen, aber ein ungutes Gefühl drängte ihn dazu. Hellen schwieg. Ihre Lippen bildeten nur noch eine dünne Linie, aber der unbewusste Griff an die Wange sprach Bände.

"Dieses Schwein!"



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