Charakter
Maria Alexandrine Freiin von Vetsera aus Geschichte / Historisches
Angelegt
14.05.2019, 19:18 Genauer
Freigeschaltet
18.05.2019, 21:08
Zuletzt aktualisiert
22.09.2019, 20:56
Perücke
MyCostumes
Chemise
selbstgenäht
Unaussprechliche
"Erbstück"
Korsett
übernommen
Hummerschwanz
selbstgenäht
Unterrock
selbstgenäht
Überrock
selbstgenäht
Schürze
selbstgenäht
Jacke
selbstgenäht
Strümpfe
Trachtensalon Witzky Wien
Schuhe
American Duchess
Handschuhe
Kleiderschrank
Brosche
Accessorize
Hut
Hut und Haube
Jahreszeit
4 Jahreszeiten
Charakter
Maria Alexandrine Freiin von Vetsera aus Geschichte / Historisches
Angelegt
14.05.2019, 19:18 Genauer
Freigeschaltet
18.05.2019, 21:08
Zuletzt aktualisiert
22.09.2019, 20:56
Perücke
MyCostumes
Chemise
selbstgenäht
Unaussprechliche
"Erbstück"
Korsett
übernommen
Hummerschwanz
selbstgenäht
Unterrock
selbstgenäht
Überrock
selbstgenäht
Schürze
selbstgenäht
Jacke
selbstgenäht
Strümpfe
Trachtensalon Witzky Wien
Schuhe
American Duchess
Handschuhe
Kleiderschrank
Brosche
Accessorize
Hut
Hut und Haube
Jahreszeit
4 Jahreszeiten
Marie "Mary" Alexandrine
(1871-1889)
Freiin bzw. Baroness von Vetsera
"Ich weiß, dass alles, was Sie sagen, richtig ist, allein ich kann nicht anders."
Diesmal wieder eine längere Beschreibung, die der Übersicht halber in Spoiler gepackt wird.
Vorgeschichte:
Spoiler
Es existieren nicht viele Fotos von Mary. Ja, im Vergleich zu anderen historischen Persönlichkeiten gibt es eine kleine Auswahl an Bildern, aber da sie schon mit nicht einmal 18 Jahren starb, zeigen viele der Fotos sie als Kind oder Jugendliche. Auch die wenigen Bilder, die auf den Winter 1888/89 datiert werden, schienen zunächst nicht sehr ergiebig. Entweder trägt Mary auf ihnen einen Mantel oder ein Ballkleid (beides nicht das, was ich wollte) und ohnehin handelt es sich nie um Ganzkörperbilder.
Selbst die Kleiderbeschreibungen, die sich immer wieder in Swistuns Biographie finden, erschienen mir wenig hilfreich, da diese meist Trauer- oder Halbtrauerkleider betreffen, die Mary nach dem Tod ihres Vaters im Spätherbst 1887 tragen musste. Einzig ihr Sterbekleid hatte es mir farblich angetan - und ausgerechnet das wurde mit derart aufwendigen Verzierungen beschrieben, dass sofort klar wurde, meine Nähkenntnisse würden nicht ausreichen. Dasselbe galt auch für ihr Eislaufkostüm (fotografiert zum Jahresbeginn 1889), das mich immerhin für eine andere Tournüre inspirierte.
Im Juni 2016 hatte ich mich schließlich zähneknirschend für ein Foto aus dem Jahr 1886 entschieden, auf dem Mary eine sehr hübsche gestreifte Tournüre trägt, und konnte nach passenden Stoffen suchen. Erfolglos, wie sich herausstellte. Dann, im August 2017, brachte Pinterest die Wendung. Ein Ausschnitt aus einem Gruppenbild. Mary Vetsera klar erkennbar in einem einfarbigen Kleid ohne allzu komplizierte Muster oder Verzierungen. Datiert auf den Herbst 1887 in Kairo (auch wenn ich persönlich Schwarzau für wahrscheinlicher halte). Genau dieses Ensemble wollte ich haben. Und ein kurzer Blick in die Stoffkiste zeigte mir, die meisten Materialien waren schon daheim.
Die Unterwäsche:
Spoiler
Das Tournürenensemble:
Spoiler
Als Nächstes begann die Stoffsuche. Die Farbgebung des Fotos legte nahe, dass es sich um ein recht dunkles Kleid gehandelt haben musste, und meine erste Überlegung war zugegeben eine Kombination aus schwarz und grau. Dann entdeckte ich in meinem Fundus 6 Meter violette Baumwolle, die ich schon im Februar 2017 in Österreich gekauft hatte - damals noch ohne konkretes Projekt, einfach weil mir die Farbe so sehr gefiel. Damit war ihre Bestimmung also gefunden und ich darf stolz vermelden, dass dank gutem Zuschnitt noch etwa 80 cm übrig sind. Genug für ein ärmelloses Balloberteil.
Den Rock nähte ich nach dem altbewährten Schnitt TV263, aus dem fast alle meine bisherigen Tournürenröcke bestehen. Einzige Änderung war hier, dass ich die hintere Rockbahn etwas kürzte, um die bis dain übliche Schleppenbildung zu vermeiden. Außerdem war ich so frei, den Einstiegsschlitz aus Bequemlichkeitsgründen an die rechte Seite zu setzen. Zuvor war er in der hinteren Mitte gewesen.
Mehr Abwandlungen benötigte ich bei der Schürze. Diese besteht jetzt im vorderen Teil aus dem von mir gekürzten TV365, da das Original bis zur Mitte der Schienbeine ging. Hinten übernahm ich die entsprechende Bahn von TV263. Besonders stolz bin ich dabei auf die Tatsache, dass sämtliche Nähte und Kanten versäubert sind. Entweder mit einem Rollsaum oder nicht sichtbarem schwarzem Schrägband.
Auch die Jacke besteht in ihrem Ursprung auf einem TV-Schnitt, den ich aber für meine erste Tournüre einmal komplett umgearbeitet und auf mich angepasst hatte. Dazu kam ein selbstentworfener Ärmelschnitt, der dann wiederum als Vorlage für die Manschetten diente. Am meisten Kopfzerbrechen haben mir dann die Streifen bereitet. Das Foto hatte leider keine sooo gute Qualität und die Breite musste ich anhand der Größe von Marys Daumen auf dem Bild und meinem eigenen abschätzen. Gemacht sind sie aus schwarzem Schrägband, das ich über die bereits geschnittenen Knopflöcher gelegt habe, nachdem der ursprüngliche Versuch mit schwarzer Paspel gescheitert war. Ärgerlich, zugegeben, aber es gibt Schlimmeres.
Die Schuhe:
Spoiler
Der Hut:
Spoiler
Die Gelegenheit dazu bot sich im September 2017, als ich spontan zum Jugendstilfestival in Bad Nauheim fuhr und den Stand von Hut und Haube entdeckte. Fotos von insgesamt drei von Marys Hüten hatte ich auf meinem Tablet, sie ein ähnliches Modell in ihrem Stand. Anprobe, modische Beratung (Mary trug ungewöhnlich hohe Hüte, für meine Gesichtsform wurde er abgeflacht), offizieller Auftrag per Mail und zu Beginn des Jahres 2018 kam der Hut ganz bequem per Post zu mir, bezahlt mit meinem Weihnachtsgeld. Besser hätte das nicht laufen können.
Die Perücke:
Spoiler
Jedenfalls nicht blond. So wird sie ja im Film von 2006 und auch in einem Manga von You Higuri dargestellt, aber keine der historischen Quellen stimmt dem zu. Diese variieren alle von hellbraun (farbiges Gemälde, vermutlich aber posthum) über dunkelbraun (Bericht ihres Eislaufpartners Alexander Diamandidi) bis hin zu schwarz (Bericht der Besitzerin eines Wiener Modesalons).
Teils aus Bequemlichkit (ich gebe es ja zu!) fiel meine Wahl auf ein hübsches dunkelbraun. Dunkler als auf dem Gemälde und im Musical, aber noch nicht schwarz. Bestellt habe ich dann eine Basisperücke von MyCostumes, deren Pony meine Friseurin zurechtschnitt, während ich die Perücke trug. Dabei mussten wir darauf achten, dass mein eigener Haaransatz verdeckt wird, konnten also keine kleine Spalte zwischen Pony und Haupthaar setzen, wie Mary sie nachweislich im Winter 1888/89 hatte. Generell bin ich mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden, auch weil die Perücke sich frisiert und offen gut tragen lässt.
... übrigens zeigten mir die Berichte der Zeitgenossen auch, dass ich mir wieder einmal eine historische Persönlichkeit mit blauen Augen herausgepickt hatte, obwohl ich doch keine Kontaktlinsen vertrage. Marys Augen waren demnach laut Alexander Diamandidi "unwahrscheinlich tiefblau". Meh.
Fehlten noch die Handschuhe, die ich von einem alten Cosplay übernehmen konnte, und die auf der Vorlage nur sehr undeutlich erkennbare Brosche. Der Stern, den ich aktuell dafür nutze, ist nur eine Übergangslösung. Lieber wäre mir eine Blumenform gewesen, doch da habe ich nichts Passendes finden können.
Also, insgesamt ein Cosplay, das ich sehr mag und deshalb auch noch oft tragen werde. Bis dahin suche ich weitere Accessoires, darunter Marys eisernen Ehering mit Gravur und ein Medaillon mit Blutstropfen, beides Geschenke von Rudolf.
Und ganz zum Schluss noch ein Ausschnitt aus einem von Marys Briefen, den ich euch auf keinen Fall vorenthalten wollte:
"Heißt das Leben? Wenn das Heute sich in nichts von dem Gestern unterscheidet. Wenn man der Lappalien wegen, die einem für den kommenden Tag beschieden sind, sich stundenlang putzen und striegeln muss, um den Putz und den Toilettenkram wieder abzulegen und morgen wieder von neuem zu beginnen?"